Gewaltfreie Kommunikation (GFK) im Frauenhaus


„Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort, dort treffen wir uns.“

(Rumi)

Gewaltfreie Kommunikation (GFK) im Frauenhaus

In einem Arbeitsbereich mit besonders vulnerablen Personengruppen ist ein reflektorischer Umgang mit Macht- und Ungleichverhältnissen auch innerhalb eigner Strukturen von großer Bedeutung. Ein gewaltfreier Arbeitsalltag und Beratungsprozess ist wünschenswert, denn insbesondere dort, wo es um tiefe persönliche Themen geht, sind Grenzen unbemerkt schnell überschritten.

Die GFK als Steuerungselement im Teamprozess

Der Arbeitsalltag in einem Frauenhaus ist anspruchsvoll und verlangt volle Konzentration. Um die Arbeit nicht als schwer zu erleben sind Abstraktionsvermögen, eine kleine Portion Idealismus, ein reflektiertes Bewertungssystem und Selbstfürsorge gefragt. Zusätzliche und vor allem ungelöste Konflikte innerhalb des Teams sind hierfür nicht förderlich. Lösungen können erarbeitet werden, wenn Teams vier Qualitäten erfüllen: Unabhängigkeit in der Meinungsbildung, offene Kommunikation, Neugier und Akzeptanz sowie eine lösungsorientierte Zusammenarbeit.

Das Erlernen der GFK beinhaltet eine intensive Auseinandersetzung mit eigenen bisher gelebten Kommunikationsformen, eigenen Gefühlen und Bedürfnissen. Dieser Prozess ist jederzeit freiwillig und muss nicht offen im Team stattfinden, so dass der Schutz und die persönlichen Grenzen der Mitarbeiter*innen stets gewahrt bleiben. Das Lernen findet außerhalb des Teams auf persönlicher Ebene statt. Gewaltfreie Kommunikation geschieht auf Grundlage von vier Prozessen: Beobachten, Gefühl, Bedürfnis und Bitten und bringt die Kommunikationsteilnehmer*innen in eine eigenverantwortliche Rolle. Es geht weniger darum, die eigene Art zu kommunizieren komplett zu modifizieren, sondern vielmehr darum sich einzelner zwischenmenschlicher Prozesse, vorzeitiger Bewertungen, fehlgeleiteter Interaktionen und möglichen Schuldzuweisungen bewusst zu werden, bei sich zu bleiben und eine klare, authentische und ehrliche Haltung entwickeln und vertreten zu können.

Damit trägt die GFK ganz natürlich zur Stressreduktion und Konfliktreduzierung bei. Klingt einfach, ist nicht leicht, lohnt sich jedoch.

Die GFK als Methode im Frauenhaus

Die gewaltfreie Kommunikation, auch Bedürfnissprache genannt eignet sich besonders für Menschen deren Gefühle und Bedürfnisse bisher oder über einen längeren Zeitraum nicht von Belang waren oder gehört wurden. Methoden aus der GFK können dabei helfen, den Zugang zu eigenen Empfindungen und Bedürfnissen (wieder) zu erlangen und diese klar nach außen zu vertreten. In der GFK wird davon ausgegangen, dass allen menschlichen Handelns der Versuch eigene Bedürfnisse zu erfüllen zu Grunde liegt. Vor diesem Hintergund können Frauen dazu ermutigt werden die Bedürfnisse hinter ihren Entscheidungen zu erkennen und gegebenenfalls andere (gesündere) Entscheidungen zu treffen. Dies kann gelingen, wenn andere als die bisher angewandten Strategien zur Erfüllung ebendieser Bedürfnisse gefunden werden können.

GFK als Prozess bildet eine Sprache, welche von allen Menschen verstanden und angewandt werden kann. Der Einsatz bestimmter Methoden ist daher bestens geeignet Konflikte innerhalb der Bewohner*innenschaft zu lösen.